
Abschied von Hans Albrecht Freiherr von
Maltzahn
Hans Albrecht Freiherr von Maltzahn, Ehrenpräsident des
Deutschen Polo Verbands und
Ambassador der Federation of International Polo, ist am 12.Oktober 2020 im Alter von
85
Jahren verstorben.
Mit Hans Albrecht von Maltzahn verliert der Polosport
eine der großen Persönlichkeiten,
einen Sportsmann und wahren Grandseigneur, der mit seinem
Engagement und seiner
Leidenschaft den Sport und seine Mitspieler geprägt hat.
Geboren wurde Hans Albrecht
von Maltzahn am 01. November 1934 in Pinnow bei Schwerin,
wo er schon in frühester
Jugend das Reiten erlernte.
Zum Ende des 2. Weltkriegs verließ die Familie das Gut in
Mecklenburg. Als ihn Mitte der
1950er Jahre mit Anfang 20 sein beruflicher Werdegang
nach Guatemala führte,
entdeckte Hans Albrecht von Maltzahn dort den Polosport.
Als ausgezeichneter Reiter
wurde Polo seine Passion, die ihn fortan begleiten und
sein weiteres Leben bestimmen
würde.
Während den Jahren in Mittelamerika entwickelte sich Hans
Albrecht von Maltzahn zu
einem außergewöhnlichen Spieler. Es gelang ihm in dieser
Zeit, viele dauerhafte
Freundschaften und Kontakte in die Gemeinschaft des
Polosport zu knüpfen. Dieses
Talent, Menschen zusammen zu führen und zu begeistern,
sollte sein Wirken im Polo
fortan begleiten und prägen.
Nach seiner Rückkehr prägt Hans Albrecht von
Maltzahn den Polosport in
Deutschland
Nach der Rückkehr nach Deutschland trat Hans Albrecht von
Maltzahn 1960 in den
Hamburger Polo Club ein. Die Strukturen des Polosport
waren hierzulande noch im
Aufbau begriffen, neben seinen Deutschen Mitspielern,
heute allesamt legendäre Namen
im Polo, waren es vor allem die Britischen Offiziere, die
im damaligen Westdeutschland
Polo spielten. Entsprechend kompliziert war es in diesen
Jahren, Polopferde zu finden
oder gar zu kaufen.
Hans Albrecht von Maltzahn war hier ein Pionier, er war
der erste Deutsche, der sich für
den Polosport ausgebildete Ponies
aus Argentinien importierte. Dies sorgte für Aufsehen,
und inspiriert von seiner Initiative und sportlich
herausgefordert taten es ihm seine
Mitspieler in Deutschland bald gleich. In den folgenden
Jahren sammelte er sportliche
Erfolge, Hans Albrecht von Maltzahn entwickelte sein
Talent weiter und gilt bis heute als
ein Ausnahmespieler seiner Zeit, war der erste Deutsche Spieler mit einem Handicap +4.
Ein Blick auf die internationalen sportlichen Ehrungen
und Erfolge dieser Zeit führt
eindrücklich vor Augen, wie viel Leidenschaft und Einsatz
Hans Albrecht von Maltzahn
und sein Team aufgebracht haben. Neben Turnieren in
Hamburg, Berlin, Düsseldorf und
München war er auch in Windsor, Paris, Barcelona, Sotogrande, Teheran und natürlich in
Buenos Aires erfolgreich. Seine Reisen für den Polosport
führten ihn auch in die USA, die
Begeisterung für das Polospiel war sein Antrieb und er
vertrat den Deutschen Polosport
leidenschaftlich und begegnete Neuerungen im Polo immer
aufgeschlossen und mit einem
Pioniergeist.
Neben diesem sportlichen Engagement im Polo war Hans
Albrecht von Maltzahn auch
zunehmend in die Organisation des Polo
eingebunden. Seine vielen Kontakte, sein guter
Ruf als Spieler und auch sein vorbildhafter Sportsgeist
machten ihn dabei zu einem
gefragten Gesprächspartner.
Vom Gründungsmitglied zum Präsidenten des Deutschen
Polo Verbands
Anfang der 1970er Jahre entstand im Kreis der damals
aktiven und vielfach weit gereisten
Spieler die Idee, die Poloclubs hierzulande in einem
Poloverband zusammenzuführen. Die
Absicht war es, den Polosport weiter zu entwickeln und zu
professionalisieren, um ihn
bekannter zu machen und zu fördern. Eine ideale
Gelegenheit hierzu bot sich mit den
Olympischen Spielen 1972, in deren Rahmen es ein
internationales Polo Turnier bei
München geben würde. Eine erste Verbandseintragung
erfolgte 1971 und zwei Jahre
später übernahm Hans Albrecht von Maltzahn dort den
Vorsitz von seinem langjährigen
Wegbegleiter und Clubkameraden, dem legendären Robert
Miles Reincke.
In diesen jungen Jahren des DPV entwickelten sich viele
Ideen, die auch heute noch den
Polosport in Deutschland prägen. Zuerst zu nennen sind
sicherlich die Deutschen
Meisterschaften im Low-, Medium- und High Goal, die
seither jährlich ausgespielt werden
und das Deutsche Polo auch für internationale Gäste
überaus attraktiv machen.
Mit der Eintragung des Deutschen Polo Verband e.V. im
Jahr 1977 wurde Hans Albrecht
von Maltzahn dann zum ersten Präsidenten des DPV gewählt
und drei Jahre später für
eine zweite Amtszeit bis 1983 bestätigt. Unter seiner
Präsidentschaft wurden in diesen
Jahren bis heute prägende Strukturen geschaffen, neu
entstehende Poloclubs unterstützt
und Kontakte in die gesamte Polowelt
etabliert.
Da er sich in dieser Zeit auch neuen beruflich Aufgaben
zugewandt hatte, zog sich Hans
Albrecht von Maltzahn bereits Anfang der 1980er Jahre
schrittweise aus dem aktiven
Polosport zurück. Er konzentrierte sich auf seine
ehrenamtlichen Aufgaben für den
Verband und gestaltete in diesen Jahren das Deutsche Polo
maßgeblich. 1983 schied er
aus dem Präsidium des DPV aus und zog er sich nun
zunächst ganz aus dem aktiven
Polo in Deutschland zurück. Allerdings sollte dies nur
das erste Kapitel seines Lebens mit
dem Polosport gewesen sein.
Die Rückkehr nach Gut Pinnow und ein Neuanfang
Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung
Deutschlands 1990 ergab sich für
Hans Albrecht von Maltzahn und seine Familie die
historische Gelegenheit einer Rückkehr
in sein Elternhaus in Pinnow bei Schwerin. Mitte der
1990er Jahre begann dieses neue
Kapitel in seinem Leben – und es sollte ihn, immerhin 20
Jahre nach dem Ende seiner
ersten Spielerkarriere, auch zurück bringen zum
Polosport.
Gemeinsam mit seiner Frau Cornelia von Maltzahn widmete
er sich dem Wiederaufbau
des Gut Pinnow zu einem modernen landwirtschaftlichen
Betrieb. 1998 waren es
schließlich seine beiden Neffen, die ihn zur Rückkehr zu
Stick & Ball bewegen konnten
und Hans Albrecht von Maltzahn damit eine zweite Karriere im Polosport bescherten.
Schnell entwickelte sich das Gut, gelegen zwischen Hamburg
und Berlin, zu einem
beliebten Treffpunkt für Freunde und Enthusiasten des
Polosport. Ein Poloplatz wurde
neben dem Gutshaus angelegt und regelmäßige, hochklassig
besetzte Turniere machten
den neu gegründeten Mecklenburger Poloclub
Pinnow weithin bekannt.
Im Jahr 2002 wurde Hans Albrecht von Maltzahn erneut zum
Präsidenten des Deutschen
Polo Verbands gewählt, 25 Jahre nach der Gründung des
DPV. Wieder setzte er sich für
eine konsequente Fortentwicklung des Verbands ein,
brachte seine Kontakte in die Welt
des Polo für den Sport
hierzulande ein. Als Vertreter des Deutschen Polos Verbands
nahm er regelmäßig an internationalen Treffen des
Weltverbands FIP teil, und auch dort
wurde er für sein Engagement und seine Verdienste um den Sport hoch geschätzt.
Im Jahr 2005 wurde Hans Albrecht von Maltzahn für sein
Wirken und seine sportliche
Karriere von der Federation
of International Polo zum Ambassador ernannt. Diese
herausragende Ehrung unterstreicht, welchen
bedeutenden Beitrag Hans Albrecht von
Maltzahn für die internationale Gemeinschaft
des Polosport geleistet hat.
In den Folgejahren spielte er auch wieder bei
internationalen Turnieren, nahm am
Ambassador Cup teil und war dabei bestrebt,
jungen Talenten einen Weg in den Polosport
zu eröffnen. Zu den Spielern, die von ihm
gefördert wurden, gehörte auch der spätere
Nationalspieler und heute erfolgreiche
Turnierveranstalter Moritz Gädeke.
Hans Albrecht von Maltzahn hatte bereits
erfolgreich daran mitgewirkt, dass ab 2010
wieder Poloturniere auf dem historischen Maifeld
im Herzen Berlins gespielt wurden, als er
die Idee der Berliner unterstützte, eine Polo
Europameisterschaft auf das historische
Olympiagelände von 1936 zu holen. Auch dank
seiner Fürsprache und dem langjährigen
Engagement für den Deutschen Polosport in der
Welt war es schließlich möglich, dass
2016 eine internationale Meisterschaft der FIP
an Berlin vergeben wurde.
Der Rückzug aus dem Polo und ein Leben auf Gut
Pinnow
Im Jahr 2013, im Alter 79 Jahren, zog sich Hans Albrecht
von Maltzahn von seinem
Engagement für den Deutschen Polo Verband endgültig ins
Privatleben zurück. Hinter ihm
lagen elf weitere Jahre an der Spitze des DPV, in denen
der Verband kontinuierlich
gewachsen war. Polo wurde nun in über 30 Deutschen Clubs
gespielt, die Ausbildung,
besonders der stetig wachsenden Polojugend, wurde
erstmals gefördert und begleitet,
Horsemanship und Tierschutz
sind zu tragenden Säulen des Sport entwickelt worden.
Das
Polo hat sich in den Jahren seiner Präsidentschaft und
durch die wachsende Zahl der
Mitstreiter an seiner Seite zu einem bekannten und
beliebten Sport mit immer mehr
Aktiven in Deutschland entwickelt.
In Anerkennung dieser Lebensleistung für den Polosport
hat der Deutsche Polo Verband
Hans Albrecht von Maltzahn zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Damit würdigte der DPV die
mehr als fünf Jahrzehnte, in denen er den Polosport gespielt und gestaltet hat.
Hans Albrecht von Maltzahn hat sich nach seinem
Ausscheiden aus dem Amt an der
Spitze des DPV ganz seiner Familie und seinem inzwischen
sehr erfolgreich etablierten
Gut Pinnow gewidmet. Als Gast bei verschieden Turnieren,
allen voran den Deutschen
Meisterschaften auf dem Berliner Maifeld, war er ein hoch
angesehener und viel gefragter
Gesprächspartner für seine Freunde und interessierte
Beobachter. Seine Sicht auf den
Sport, die Erfahrungen und sein Rat sind sehr geschätzt
worden, sein Interesse am Polo
war bis zuletzt geprägt von einer Leidenschaft für den Sport.
Hans Albrecht Freiherr von Maltzahn ist am 12. Oktober
2020 im Alter von 85 Jahren in
seiner Heimat in Pinnow verstorben. Der Polosport
verliert einen großen Sportsmann, ein
Vorbild, einen Förderer und einen Freund.
Das Präsidium des Deutschen Polo Verbands und alle
Mitglieder, seine Weggefährten
und die zahlreichen Mitspieler, die er im Laufe seines
Wirkens im Polo inspiriert, gefördert
und unterstützt hat, nehmen Abschied von einem der Großen des Polosport.
Text: Bernhard Willroth